Eine Raja-Yoga-Sitzung ist in erster Linie eine innere Praxis, die sich auf die allmähliche Beherrschung des Geistes und eine tiefe Meditation konzentriert. Im Gegensatz zu anderen Yogastilen, die eher auf körperliche Haltungen ausgerichtet sind, konzentriert sich Raja Yoga auf diespirituelle Entwicklung, indem es Elemente wie kontrollierte Atmung, Zurückziehen der Sinne und geistige Konzentration einbezieht. Dieser Ansatz betont die geistigen Schritte des Yoga, beinhaltet aber auch grundlegende körperliche Haltungen und Atemtechniken, um Körper und Geist auf die Meditation vorzubereiten. Hier ein Überblick über die typischen Schritte einer Raja-Yoga-Sitzung :

1. Eröffnungsgesänge und Mantras: Die Raja-Yoga-Sitzung beginnt oft mit dem Singen von Mantras, um eine spirituelle Atmosphäre herzustellen. Das Mantra "Om", das Symbol des universellen Bewusstseins, wird häufig verwendet, um den Geist zu beruhigen und sich auf die Praxis vorzubereiten. Diese Gesänge verbinden den Praktizierenden von Beginn der Sitzung an mit einer tieferen spirituellen Dimension.
2. Pranayama (kontrollierte Atmung): Im Raja Yoga wird der Atemtechnik große Bedeutung beigemessen, da sie die Nadis (Energiekanäle) reinigt und den Geist beruhigt. Pranayamas wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) und Ujjayi (Siegeratmung) werden häufig praktiziert, um das Nervensystem zu beruhigen und einen Zustand tiefer Entspannung herbeizuführen. Dies bereitet Körper und Geist auf die nächsten Schritte der Praxis vor, bei denen Konzentration und Meditation von entscheidender Bedeutung sind.
3. Asanas (Körperhaltungen): Obwohl sich Raja Yoga hauptsächlich auf die Beherrschung des Geistes konzentriert, werden zu Beginn der Stunde oft Grundhaltungen aus dem Hatha Y oga praktiziert, um den Körper zu stärken und geschmeidig zu machen. Diese Stellungen werden aufgrund ihrer Fähigkeit ausgewählt, den Körper zu entspannen und den Übenden auf langes Sitzen vorzubereiten. Stellungen wie Padmasana (Lotussitz), Sukhasana (Leichte Stellung ) und Vajrasana (Diamantstellung) werden bevorzugt, weil sie bequem sind und den Körper stabilisieren können, was eine längere Meditation fördert.
4. Pratyahara (Rückzug der Sinne): Einer der markantesten Schritte im Raja Yoga ist der Rückzug der Sinne, der als Pratyahara bezeichnet wird. Bei dieser Praxis werden die Sinne von äußeren Reizen abgelenkt, um die Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Der Praktizierende wird durch Visualisierungs- oder Konzentrationsübungen geführt, die es ihm ermöglichen, seinen Geist von sensorischen Ablenkungen zu lösen und einen Zustand tiefer Ruhe und geistiger Stille zu fördern. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Gedanken zu beherrschen und sich auf Konzentration und Meditation vorzubereiten.
5. Dharana (Konzentration): Nach Pratyahara wird die Praxis mit Dharana fortgesetzt, der längeren Konzentration auf einen einzigen Punkt. Dabei kann es sich um ein physisches Objekt (wie eine Kerzenflamme), einen Klang (wie das Mantra "Om") oder einfach um die Atmung handeln. Ziel ist es, den Geist zu trainieren, auf einen einzigen Punkt fokussiert zu bleiben, ohne von störenden Gedanken abgelenkt zu werden. Diese intensive Konzentration ist wichtig, um den Praktizierenden auf die tiefe Meditation vorzubereiten.
6. Dhyana (Tiefe Meditation): Das Herzstück des Raja Yoga ist die Meditation (Dhyana). Sobald der Übende seinen Geist durch Dharana stabilisiert hat, tritt er in den Zustand der tiefen Meditation ein. Hier wird der Geist vollständig in die Kontemplation vertieft, und die Unterscheidung zwischen dem Meditierenden und dem Objekt der Meditation wird allmählich aufgehoben. Das Ziel ist es, einen Zustand absoluter Ruhe zu erreichen, in dem die Schwankungen des Geistes vollständig kontrolliert werden und derGeist im Bewusstsein des gegenwärtigen Augenblicksvollkommen stabil bleibt.
7. Samadhi (spirituelle Vereinigung): Obwohl dieser Zustand nicht immer in einer einzigen Sitzung erreicht werden kann, ist Samadhi das ultimative Ziel der Raja-Yoga-Praxis. Es handelt sich dabei um dievollständige Vereinigung zwischen dem Praktizierenden und dem universellen Bewusstsein. In diesem Zustand verschwinden alle Dualitäten und der Einzelne erkennt seine Einheit mit dem Göttlichen. Es ist ein Zustand völliger Glückseligkeit und spiritueller Verwirklichung, in dem das Ego ausgelöscht wird und der innere Frieden vollkommen ist.
8. Schlussentspannung (Shavasana): Nach der Meditation endet die Sitzung mit einer Phase der Tiefenentspannung in Shavasana (Leichenhaltung). Diese Phase ermöglicht es, die Vorteile der Praxis zu integrieren und eventuelle Restspannungen zu lockern. Der Praktizierende wird ermutigt, sich völlig zu entspannen und dabei ein subtiles Bewusstsein für seinen Körper und seine Atmung zu bewahren.
9. Abschlussgesänge (Mantras und Gebete): Zum Abschluss der Sitzung werden häufig Mantras oder Gebete rezitiert, die die während der Praxis aufgebaute spirituelle Verbindung stärken. Dazu können Friedensanrufungen wie das Shanti Mantra oder Gebete gehören, in denen man sich für die Vorteile der Praxis bedankt. Dieser abschließende andächtige Moment ermöglicht es, die Sitzung auf einer hohen spirituellen Ebene abzuschließen.

Jede Raja-Yoga-Sitzung folgt somit einem spirituellen und mentalen Weg, der hilft, den Geist zu beruhigen, die Schwankungen des Geistes zu besänftigen und das innere Bewusstsein zu erwecken. Durch die Konzentration auf Meditation und die Beherrschung des Geistes bietet Raja Yoga einen Weg zumspirituellen Erwachen und stellt gleichzeitig eine solide Grundlage für die tägliche spirituelle Praxis dar.